Das Turbenried – Heimat unserer Anlage
In der Senke zwischen dem Südrand des Staader Berges und der ersten Bodenwelle im Eichhornwald (Lorettowald) nach Osten begrenzt durch einen Moränenkamm, auf dessen Rücken heute die Jakobstraße verläuft, liegt eine kleine Ebene: Das „Turbenried“, im Allmannsdorfer Dialekt „Durbäriäd“ genannt.
Das Wort Turben entstammt dem französischen Wort Tourbe = Torf. Außer dem Namen ist nichts von dem alten Torfmoor erhalten, sieht man von einem stark verwachsenen Restwassertümpel neben der Hermann-von-Vicari-Straße ab.
Am Ende der letzten Eiszeit vor ca. 9000 Jahren blieb in dieser Senke ein Toteisblock des Rheingletschers liegen, der zu einem kleinen See abschmolz. Der natürliche Abfl uss erfolgte nach Nordwesten, in das Bett des alten nacheiszeitlichen „Tannenhofstromes“, dem heutigen Hockgraben.
Der kleine See verlandete und wurde zu einem Hochmoor. Flachmoore gab es auch im Lorettowald, die schon im 18. Jahrhundert im Handstichbetrieb abgebaut und zu Heizmaterial, dem „Durbä“ verarbeitet wurden. Im Turbenried war die Torfschicht tiefer und wurde maschinell abgebaut. Es stand dort eine Torfhütte. Die Torfschicht war zu Beginn des 20. Jahrhunderts abgebaut und wurde nach dem ersten Weltkrieg aufgegeben.
Der Abbau des Torfes hinterließ eine riesige Grube, welche sich mit Wasser füllte. Als 1884 der Hockgraben bis in den Lorettowald hinein geöffnet worden war, wurde ein Abflussgraben vom Turbenried zu diesem Hauptgraben hin angelegt. Er konnte aber nur das Ansteigen des Wassers verhindern, der Tümpel mit dem fauligen Wasser blieb erhalten.
Rekultivierung
Unter der Regie der Stadtverwaltung – Allmannsdorf war im Januar 1915 durch Eingemeindung zur Stadt Konstanz gekommen – begann man mit der Rekultivierung des Gebietes. Zuerst als Stadtmiste: alle Abfälle wie Abrissmaterial, Haus und Gewerbemüll wurden von den Rändern her in den Tümpel geschüttet. Als das Niveau des Randbereichs erreicht war, wurde immer wieder in Abschnitten Humus über die Abfallschichten aufgebracht.
So verschwand das Turbenried bis zum Beginn der 60er-Jahre von der Bildfläche und nur noch der Name erinnert daran, dass hier einst „Turben“, das Brennmaterial für Herde und Kachelöfen der Allmannsdorfer, gewonnen wurden.
Bei meinen Recherchen über das Turbenried habe ich einen interessanten Artikel in der Bodensee-Rundschau vom 4. September 1937 gefunden. Diesen Artikel möchte ich hier unkommentiert weitergeben.
Gabriel Herosé 1782–1856, ein Pionier der Textilindustrie in Konstanz!
„Es entspricht durchaus dem Erfindergeist und der Unternehmungslust von Gabriel Herosé, wie wir aus sicheren Quellen erfahren haben, dass auch interessante Versuche bezüglich der Trockenlegung des „Turbenriedes“ gemacht wurden. Dieser alte Torfbruch am Fuße des Staader Berges bei Konstanz war in den 30er Jahren des vorigen Jahrhunderts von Gabriel Herosé erworben worden, der hier ab 1837 Torf für die Verwendung in seiner Fabrik stechen ließ.
Um das ganze Moor zu entwässern, ließ er an verschiedenen Stellen große Quecksilbermengen versenken. Der Erfolg entsprach jedoch nicht seinen Erwartungen, man kehrte wieder zum alten System der Abzugsgraben zurück. 1837 wurde das Turbenried von Herosé wieder verkauft. Alles in allem darf man also Gabriel Herosé wohl zu den originellsten und kenntnisreichsten Unternehmerköpfen seiner Zeit rechnen.“
Soweit der Zeitungsartikel. Interessant wäre in diesem Zusammenhang natürlich die Meinung von einem Limnologen oder Chemikers über den Halbzeitwert von Quecksilber.
Günter Wilhelm